Tag der Architektur – eine Erfolgsgeschichte?

Der „Tag der Architektur“ (TDA) ist laut Homepage der Architektenkammer Hessen einer der wichtigsten Veranstaltungen der AKH.
Die persönliche Beobachtung eines Kollegen am TDA in Frankfurt und Umgebung zeigt, dass die Resonanz trotz Werbung doch eher verhalten ist.
Entsprechend den Angaben auf der Homepage der AKH wird der TDA von 10.000 bis 16.000 Besuchern genutzt. Genaue Zahlen liegen nicht vor, Es handelt sich hierbei um Hochrechnungen, da nicht alle beteiligten Büros eine Rückmeldung geben. Dieses Jahr waren schätzungsweise 10.000 Besucher bei 175 gezeigten Gebäuden. Diese vermeintlich große Anzahl wird dadurch relativiert, dass dieselben Besucher an den beiden Tagen bei unterschiedlichen Objekten „doppelt“ mitgezählt werden. Die reale Zahl liegt daher eher bei schätzungsweise 6.000 bis 7.000 Besuchern. Daneben ist die Besucherzahl ungleichmäßig verteilt: manche Gebäude wirken als Publikumsmagnet. So haben sich etwa 1000 Besucher beim neuen Druckzentrum in Rüsselsheim eingefunden.
Dass dadurch andere Projekte auf der Strecke bleiben, ist daher nicht überraschend.
Der Kollege besuchte persönlich am Samstag des TDA 2011 insgesamt 6 Gebäuden in Frankfurt und Umgebung. Dabei suchte er bewußt unterschiedliche Gebäudetypen (Kita, 2x Schule, Sporthalle, Funktionsgebäude und Bürohaus) aus.
Im Rahmen einer Tour in Offenbach nutzte er die Möglicheir, die Architekten weiterer Gebäude nach der Resonanz zu befragen. Die Antworten reichten von „keine“ über „ganz wenige“ bis zu etwa 15 Besuchern am gesamten Samstag (zwischen 10-16 Uhr), bei manchem Kollegen war die Enttäuschung nicht zu überhören.
Eine anlässlich des TDA 2010 von der AKH beauftragte Evaluierung kam zu dem Ergebnis, dass etwa 25% der Besucher Architektenkollegen sind. Zu berücksichtigen ist dabei, dass in diesem Bericht der Begriff „Architekt“ auch die Kollegen der Innenarchitektur, der Landschaftsarchitektur und der Stadtplanung einschließt, die ebenfalls maßgeblich am TDA beteiligt sind.
Die Ergebnisse der Evaluierung wurden im Architektenblatt 12/2010 veröffentlicht undkönnen im Internet nachgelesen werden.
Es bleibt festzustellen: Auch wenn fast jede Tageszeitung in Hessen den AKH-Pressetext (in jeweils leicht abgewandelter Fassung) im Vorfeld der Veranstaltung druckt, so ist die Resonanz für ein solches Großereignis viel zu gering! Sicherlich darf der Wert eines Architekturtages nicht in banalen „Aquisitionszahlen“ gemessen werden, es geht hier selbstverständlich auch um die Darstellung von zeitgenössischer Architektur als Kulturgut. Aber der TDA ist natürlich auch ein Werbemittel unserer Kammer für ihre Mitglieder!
Unserer Meinung nach sollte daher beim TDA 2012:
1) die Werbung im Vorfeld erheblich verstärkt werden.
2) erneut eine Evaluierung bei mindestens 50% der Gebäude durchgeführt werden,
dazu die genaue Erfassung der Besucherzahlen, der Wünsche und der Kritik von
allen Teilnehmern (verpflichtend!).
3) der „Tag des offenen Büros“ (TdoB) wiederbelebt werden.
Diese Veranstaltung, die normalerweise gemeinsam mit dem TDA stattfindet, fand
2011 nur in deklassierter Form als „Rahmenprogramm zum TDA“ statt. Hintergrund
ist, dass sich bis zum Stichtag nicht die erforderlichen 30(!) Büros bei der
Auswahljury beworben hatten.
Der TdoB wird in der Öffentlichkeit kaum mehr wahrgenommen. Es ist zu bedenken, dass viele Kollegen nicht am TDA teilnehmen können; sei es weil sie aktuell gerade kein passendes Projekt bearbeiten, oder weil die Auftraggeber nicht bereit sind, die Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Schließlich gibt es Kollegen, die z.B. an ihren Orten oder Stadtteilen aktiv sind, hier wichtige Beratungsfunktionen wahrnehmen oder auf konzeptioneller Basis arbeiten, was nicht immer in konkrete Gebäude oder Umgebungsgestaltung umgesetzt werden kann.
Unserer Meinung nach wird hier das große Potential verschenkt, welches ein persönliches Gespräch zwischen interessierter Öffentlichkeit und Architekten bietet. Wir fordern daher für den TDA 2012 die sinnlose 30-Büros-Hürde abzuschaffen, den TdoB vom Bewerbungsverfahren zu entkoppeln, und somit den Mitgliedern der AKH eine eigenverantwortliche, selbstbestimmte Darstellung Ihrer alltäglichen Arbeit zu ermöglichen!
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem TDA oder dem TdoB gemacht?
Schreiben Sie uns.